Gib einfach einmal ein Wort in dein Browserfenster deines Tablets oder Handys ein und das Ergebnis wird sein: dein schickes neues teures Fenster zur Welt ist meistens vollgekleistert mit Werbung. »Ads« auf Neudeutsch ? Wenn du nun gelassen bleibst und weiter nach unten scrollst, gelangst du zu ersten relevanten Suchtreffern. Wirklich? Nachdem ich die ersten Suchtreffer aufgerufen habe, begebe ich mich schleunigst ins Impressum, um die Glaubwürdigkeit einschätzen zu können und voila, die meisten erweisen sich als Affiliate-Seiten für große Plattformen. Oft handelt es sich um sogenannte Tests, auf denen man gut geschriebene Seiten durchforsten kann, die aber nur ein Ziel haben, nämlich ganz bestimmte Produkte in den Fokus zu setzen und Verkaufsförderung zu betreiben.
Wenn du jetzt denkst, dass die nächste Kategorie, noch weiter unten, die ersten relevanten Treffer sind, dann muss ich dich auch hier enttäuschen, denn auch hier kann es sich um gezielte Verkaufsförderung handeln. Blogbetreiber bauen oftmals ihre eigene Existenz damit auf.
Scrolle ich noch weiter nach unten, dann gelange ich auch auf seriöse Seitenbetreiber, die aber solch eine penetrante Werbung veranstalten, dass ich diese Seiten gezielt nicht mehr nutze. Gerade bei technischen Problemen gelangt man auf der Suche nach Lösungen gern auf solch eine Seite, auf der man zuerst vollgebombt wird mit blinkenden Bildern und plumpen Aussagen, dann wird ein kleiner Anreißertext gezeigt, der aber nie schlau macht und schon gar nicht das Problem löst. Klicke ich auf das Video, in der Hoffnung, dass nun eine Problemlösung gezeigt wird, dann geht wieder so eine bescheuerte und noch dazu laute Werbung los. Oftmals verfolgt sie mich mehrfach schööön laut (damit ich diese Seite wirklich nie wieder betreten werde). Darunter finde ich dann Text, der anscheinend zur Lösung führen könnte, aber ich lese und lese und verplempere meine Zeit, denn das hier wiederum wird vom Seitenbetreiber unendlich in die Länge gezogen, unendlich in die Länge gezogen, damit die Verweildauer des Nutzers erhöht wird (das macht er, weil ihm das Google gesagt hat, dass das gut ist für sein Pageranking, also damit er in den Suchergebnissen immer schön weit oben aufgelistet wird). Dann muss ich irgendwie auf »Weiterlesen« oder so etwas klicken (damit die Software auch weiß, dass ich aktiv diesen Mist konsumiere) und das wiederum ist nötig, damit die Klickrate erhöht wird (das hat dem Seitenbetreiber auch wieder eine gut meinende Suchmaschine geflüstert) und dann kann nämlich wieder eine Aktion erfolgen, nach dem Motto, hast du hier geklickt, dann hast du schon so viel Zeit investiert, dann willst du bestimmt unbedingt ein Ergebnis erhalten (so ticken wir Menschen eben) und dann kann auch noch wieder eine schöne Werbung aufpoppen oder zumindest ein kleiner Hinweis, dass ich doch diese Zeitung in Analogform abonnieren kann, auch testweise, ja, denn wir sind die Guten und wollen dir nur helfen, lieber Internetnutzer, aber alle Mühe lohnt nicht. Am liebsten würde ich so manches Mal das Internet gern wenigstens für eine kurze Weile löschen, denn ich will gar nicht mehr in Versuchung kommen, Problemlösungsvorschläge hier zu suchen.
Ich frage mich gerade, ob die Programmierer solcher Seiten auch ständig vor werbegefüllten, laut quatschenden Bildschirmen sitzen und dabei auch noch arbeiten können. Oder ob sie es nur mit uns so gut meinen, dass sie diesen ganzen überschüssigen Kram, der unser aller Lebenszeit vergeudet, echt nur uns allein zur Verfügung stellen, damit nur wir diesen Schwachsinn genießen können?
Sind Adblocker eine Lösung?
An dieser Stelle ist es, wie im richtigen Leben. Gelangt man an ein Problem, dass man mithilfe einer Software lösen kann, dann liegt es nahe, dass diese Problemlösungssoftware, die aber wiederum ein Problem für den Seitenbetreiber darstellt, erkannt und umgangen wird. Darum komme ich also auf Seiten, die mir zuerst sagen, dass ich meinen Adblocker deaktivieren soll, um die Seite nutzen zu können. Nun könnten wir wiederum eine schlauere Software installieren, die so lange hilfreich ihre Arbeit verrichtet, bis die Gegenseite wieder nachgerüstet hat. Ebenfalls das ewig lustige Spiel des Menschen, ohne Sinn und Verstand möglichst viele Ressourcen zu verballern ? natürlich immer unter der Prämisse, nie wirklich zum Ziel zu gelangen. ⛔️
Die Lösung zum Problem des Lösungsproblems ?
Das Problem sind weder geldgierige Seitenbetreiber, noch zu kleine Bildschirme. Wir leben bekanntlich in einer Welt, in der jeder etwas Geld mit seinem Tun verdienen muss, damit er sich ernähren und nachts drinnen schlafen kann (und das möglichst gesund und noch dazu unter einem intakten Dach).
Wenn jemand seine wertvolle Zeit investiert, um zum Beispiel eine tolle, zeitsparende Problemlösung ins Internet zu schreiben, dann wäre es doch sehr schön, wenn die Nutzer, die diesen Inhalt ganz toll finden, weil er ihnen weitergeholfen hat, diesem dafür ein geringes Nutzungsentgelt überlassen würden. Dieses System gibt es schon. Das muss man nicht mehr erfinden. Es funktioniert schon Jahrhundertelang sehr erfolgreich. Man kann zum Beispiel Bücher oder Zeitschriften, aber auch Fotos, Musiktitel und Rezepte kaufen. Es muss nicht alles über Werbung finanziert werden. Werbung und Marketing sind aber, was für uns das Internet überhaupt erschließungsfähig gemacht hat. Niemand gibt einfach so vorher Geld aus, um eine Seite lesen zu können. Also wenden wir eine Trick an. Du darfst alle Seiten kostenfrei nutzen, aber wir bomben dich mit Werbung voll. Das haben Plattformbetreiber per Disruption mehrfach erfolgreich getan. Zum Beispiel Buchverlage einfach außen vor gelassen, um Bücher zu verkaufen. Google ist wohl der Spitzenreiter in Sachen Disruption.
Disruption bedeutet Zerstören. Zerstören ist an diesen Stellen gar nicht so schlimm, denn man kann anstelle von doofen Sachen ja Schlauere, Schnellere und Bessere stellen. Wenn es aber nur dazu dient, ein und dieselbe private Firma zu bezahlen und damit nur diese reicher zu machen, in der Hoffnung, den vielen Millionen von guten Autoren doch auch ein angemessenes Entgeld zur Verfügung zu stellen, dann ist das ein Trugschluss, denn wir Menschen sind so gestrickt, dass wir nunmal unser Geld nicht gern einfach so weggeben. Wer an dieser Stelle einmal ganz ehrlich und allein in seinem Kopf nachdenkt, der wird mir vielleicht beipflichten, dass das wirklich so ist.
Wenn es aber so ist, dann sollte man doch dieses wichtigste aller wichtigen Dinger, die uns allen das Fenster zur Internetwelt bedeutet, doch irgendwie versuchen, demokratisch zu handhaben – oder? Also wie im richtigen Leben. Da überlassen wir es auch nicht einer einzigen Firma, welche Informationen wir wann an uns heranlassen. Da sind wir schon etwas skeptischer den menschlichen Verhaltensweisen gegenüber ?
Warum überlassen wir es nicht dem selbstregulierenden Markt? Ganz einfach – hier gibt es den so genannten Netzwerkeffekt. Jeder Nutzer nutzt möglichst den größten Anbieter, weil er dort die größte Chance auf Erfolg hat. Der größte Shopbetreiber wird zudem schon als Suchmaschine aufgeführt ? Ich nutze die Social-Media-Plattform, wo ich die meisten Freunde finde, wo die meisten meiner Zielgruppen zu finden sind, wo ich die besten Suchtreffer erhalte, wo es die größte Chance gibt, für mein aktuelles Problem die beste Lösung zu finden. Na klar. Das sind aber meistens die größten Anbieter. Im analogen Leben spricht man von Monopolen oder Oligopolen. Schau dir die in Statistiken aufgeführten Marktanteile deiner Lieblingspkattformen einmal an und bilde dir deine eigene Meinung dazu.
Kommt ein Konkurrent (Start-Up genannt) hinzu, wird er entweder durch Abbildung der Problemlösung, die der Anbieter neu oder besser macht, per Abbildung der Funktionserfüllung innerhalb der eigenen Plattform in den Ruin getrieben, oder er wird aufgekauft (assimiliert sagt man auf der Enterprise, wenn die Borg im Spiel sind). ?
Was sagt uns das? Neue oder noch mehr Anbieter der gleichen Technologien werden das Grundproblem nicht lösen. Wer den Schlüssel zum Fenster der Welt hat, der besitzt eine unendlich große Macht. Macht korrumpiert bekanntlich und sie wird ausgenutzt werden.
Erst wenn alle Betriebssysteme allen Autos dieser Welt sagen, wo es langzufahren gilt, erst wenn alle Handys, Laptops, Fernseher, Tablets, CNC-Fräsmaschinen, Hilfsroboter in Altenheimen und Kindergärten eine Sprache sprechen und zentral gesteuert ihren Dienst verrichten, dann …
… könnte jeder aufwachen, aber dann, liebe Leserinnen und lieber Leser, ist es leider für uns alle schon etwas zu spät.
Also: eine echtes Entlohnungssystem muss her. Menschengesteuert. Wer betrügt, muss entlarvt werden und darf gern rausfliegen. Es muss Konsequenzen geben, wie im richtigen Leben. Wir benötigen ein freies, unabhängiges Fenster zur Welt, wo es auf die Qualität ankommt und nicht, wie viel Geld eingesetzt wird. Ich bin jedenfalls für freie, nicht selbst losquatschende Bildschirme, die anzeigen, was mir gefällt und die mich nicht konsumsüchtiger, sondern schlauer machen. ??☀️
Nachtrag: Dazwischen werden uns immer wieder generische, aber auch bezahlte Suchergebnisse aufgelistet, die behaupten, das billigste Produkt für uns herausfinden zu können. Das funktioniert natürlich nicht, das hast du bestimmt schon selbst herausgefunden, geneigter Leser. Denn dir ist aufgefallen, dass auf ein Faktum, also ein genau bestimmter angezeigter Zahlenwert (auch Preis genannt), ein falscher Treffer gezeigt wird, denn der vorher gezeigte Zahlenwert unterscheidet sich vom nun gezeigten meistens erheblich. Und das auch nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Wie geht denn so etwas, wirst du dich jetzt fragen. Na ganz einfach. Wenn eine Software eine andere Software erkennt, die etwas erreichen oder umgehen möchte, dann gibt es immer einen noch schlaueren Menschen (Programmierer, der bekommt es vom Marketingleiter gesagt, der bekommt es wiederum vom Vorstand gesagt, dem sagen die Steakholder Bescheid / übrigens sind diese genannten allesamt nur Menschen, die auch zum Klo gehen müssen, meistens Fehler im Straßenverkehr machen und noch viel mehr Fehler, über die sie gar nichts wissen, denn sie lesen keine Bücher über Philosophie), der die letzte Software austricksen wird. Und so weiter, bis in alle Ewigkeit ? Bis die Steakholder einmal alle sind, weil es gar keinen Vorstand mehr gibt, weil es die Marketingabteilung schonlange nicht mehr gibt, weil die Programmierer keinen Bock mehr hatten, beim Betrug mitzuwirken, denn es gab ja gar keine Konsumenten mehr, sondern nur noch Software und Gegensoftware, KIs, autonome Roboter und Gegen-Gegen-Abwehr-Raketensysteme, natürlich autonom datenbank- und softwaregestützt ?
Werbefreie Grüße sendet
Andreas
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Nachtrag vom 23.6.2019 > Habe gerade einen ergänzenden Beitrag gefunden von Meedia GmbH